AWO-Webtalk: Zuwanderung zwischen Chancen interkultureller Vielfalt und Ablehnung

Expert*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Praxis im Gespräch

Am 18. März fand via Zoom-Meeting der AWO-Webtalk zum Thema "Zuwanderung zwischen Chancen interkultureller Vielfalt und Ablehnung" statt. Mit dabei waren u.a. AWO AJS-Geschäftsführerin Katja Glybowskaja, der Wirtschaftssoziologe Martin Ehrlich von der Universität Jena und Kirstin von Gräfe von der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung. Aus der Praxis berichteten Tobias Strecker, Leiter des AWO Regionalverbunds Pflege in Ilmenau und Tabea Linnicke vom Institut für Berufsbildung und Sozialmanagement. 

"Noch längst nicht am Ziel"

Es ist mittlerweile 21 Jahre her, dass die Arbeiterwohlfahrt einen Grundsatzbeschluss zur interkulturellen Öffnung gefasst hat, erinnerte Katja Glybowskaja. Große Schritte dafür seien bereits gemacht, man sei aber noch längst nicht am Ziel. „Ein positiver und kompetenter Umgang mit Vielfalt, sei es auf der Ebene der ehren- und hauptamtlich Mitarbeitenden und Führungskräfte, in unserer Qualitätsentwicklung oder unserer Kommunikation sind ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg", so die Geschäftsführerin der AWO AJS gGmbH und künftige AWO-Landesgeschäftsführerin weiter. "Gleichzeitig nehmen wir damit Verantwortung wahr und gestalten unsere Gesellschaft mit, die sich durch Vielfalt kennzeichnet.“ 

Ohne ausreichende Sprachkenntnisse geht es in der Praxis nicht

Tobias Strecker, als Regionalleiter für drei Pflegeheime, einen häuslichen Pflegedienst, eine Tagespflege und weitere AWO-Angebote für Senior*innen in Ilmenau zuständig, kennt die praktische Umsetzung interkultureller Öffnung der AWO als Arbeitgeber sehr genau. Seine Einrichtungen haben an Fachkräfteprogrammen mit China, Lettland und Albanien teilgenommen; Mitarbeiter*innen aus 19 verschiedenen Nationen hat er bereits gehabt.

"Das A und O im Arbeitsalltag ist die Sprache", berichtete er. "Die Sprachkenntnisse müssen ausreichen, um mit den Seniorinnen und Senioren kommunizieren zu können." Neben der sprachlichen hob er auch die gesellschaftliche Teilhabe als großen Faktor hervor: Um es seinen ausländischen Fachkräften leichter zu machen, hier anzukommen, hat er auch ihre Familien im Blick. "Wir haben auch schon Ehepartner von ausländischen Pflegerinnen im Hausmeister-Team angestellt und organisieren natürlich Kindergartenplätze."

Auch die Behörden müssen Willkommenskultur noch lernen

Eine Umfrage während des Webtalks ergab, dass 81 Prozent der Teilnehmenden die Thüringer Willkommenskultur für ausbaufähig halten. Kristin von Gräfe von der Agentur für Fachkräftegewinnung kann diesen Eindruck aus der täglichen Arbeit nur bestätigen. "Es muss endlich egal sein, ob man aus Norddeutschland oder Albanien nach Thüringen zieht", forderte sie. Auch auf Ebene der Behörden sei die Willkommenskultur erst noch im Entstehen. "Da gibt es noch viel Nachholbedarf, z.B. in Sachen Servicecharakter und Mehrsprachigkeit", so Katja Glybowskaja.

Moderiert wurde die Online-Veranstaltung von AWO-Verbandsreferent Sebastian Perdelwitz, geplant vom AK Interkulturelle Öffnung des AWO-Landesverbandes. AWO-Akteur*innen aus den verschiedensten Kontexten - z.B. vom AWO Bildungswerk, dem Arbeitskreis Interkulturelle Öffnung und aus den Einrichtungen - bildeten den Hauptteil des Publikums.

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