Das AWO-Geflecht?

Zur Berichterstattung der Thüringer Presse vom 29. Januar.

In der Thüringer Presse ist am 29. Januar von einem „AWO Geflecht“ die Rede. Das Konstrukt sei „für Außenstehende nur schwer zu durchschauen“. Angedeutet wird, dass „Interessenkonflikte nicht ausgeschlossen“ seien.

Dabei ist die Struktur der AWO Thüringen bei genauem Hinsehen gar nicht so schwer zu verstehen und vor allem weit weniger mysteriös als hier dargestellt. Hier unsere Stellungnahme zu den einzelnen Punkten des Artikels:

Michael Hack:
Michael Hack ist seit 1998 Geschäftsführer der AWO AJS gGmbH und auch Geschäftsführer von Tochterunternehmen der AWO AJS gGmbH. Herr Hack ist nicht erst seit 2019, sondern seit 2003, also seit der Gründung des Arbeitgeberverbandes der AWO, dessen ehrenamtlicher Vorsitzender, weil ihn die dort organisierten Mitgliedsverbände gewählt haben. Er erhält keine doppelten oder gar dreifachen Gehälter.

Ulf Grießmann:
Ist seit 2006 Geschäftsführer des AWO Landesverbandes Thüringen e. V. und als solcher per Satzung auch Mitglied des Landesvorstandes. Darüber hinaus ist er auch Geschäftsführer des hundertprozentigen Tochterunternehmens IBS gGmbH und Geschäftsführer der AWO im Saale-Orla-Kreis.

Der AWO Landesverband Thüringen hält an jedem Unternehmen, das eine AWO-Gliederung oder ein AWO Kreisverband in Thüringen gründet, eine Sperrminorität, um die im Statut der Arbeiterwohlfahrt verankerte Aufsichtspflicht wahrnehmen zu können. Insofern ist Herr Grießmann Mitglied in den Aufsichtsgremien zahlreicher Gliederungen, etwa der hier angesprochenen AWO AJS gGmbH oder der AWO Soziale Dienste Rudolstadt gGmbH.

Uwe Kramer:
Uwe Kramer war Prokurist bei der AWO AJS gGmbH, bevor es im Dezember 2019 zur Trennung kam. Derzeit finden die üblichen Trennungsgespräche statt. Von „üppigen Zahlungen“ oder gar „Schweigegeld“ kann überhaupt keine Rede sein.

Matthias Löffler:
Die Firma Löffler Creativeinrichtungen ist seit Jahren ein Lieferant bei der Ausstattung von Einrichtungen der AWO AJS gGmbH. Die Geschäftsbeziehung zwischen der AWO AJS gGmbH wurde aufgrund anonymer Vorwürfe aus dem Jahr 2016 mehrfach untersucht. Es wurden keinerlei Unregelmäßigkeiten oder Vorteilsnahmen festgestellt.

Herr Löffler ist stellvertretender Vorsitzender im AWO Kreisverband Gotha. Dieses Ehrenamt entspricht den Regelungen des AWO Governance Kodex.

Elvira Diebold:
Frau Diebold ist ordnungsgemäß gewählte ehrenamtliche stellv. Landesvorsitzende und Vorsitzende des Kreisverbandes Erfurt. Sie unterhält keine geschäftlichen Beziehungen zum AWO Landesverband, der AWO AJS gGmbH und dem Kreisverband Erfurt.

Neben ihrem Ehrenamt hat Frau Diebold aber auch eine berufliche Existenz, bei der sie unter anderem auch mit Matthias Löffler zusammenarbeitet.

Petra Köllner-Hack:
Frau Köllner-Hack ist seit 29 Jahren Geschäftsführerin der AWO Gotha. Sie hat Michael Hack im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit kennengelernt. Seit 2015 sind beide verheiratet.

Wolfgang Metz:
Wolfgang Metz ist ehrenamtlicher Aufsichtsratsvorsitzender der AWO AJS gGmbH. Wolfgang Metz unterhält keine geschäftlichen Beziehungen zur AWO AJS gGmbH. Herr Metz hat im Stadtrat Erfurt nachweislich stets seine Befangenheit erklärt, wenn es um AWO-Angelegenheiten ging, und sich der Abstimmung enthalten.

Im Übrigen ist ein ehrenamtliches Engagement von AWO-Mitgliedern oder AWO-Mitarbeiter*innen in Stadt- oder Gemeinderäten nichts verwerfliches oder ungewöhnliches.

Werner Griese:
Werner Griese ist ehrenamtlicher Landesvorsitzender der AWO Thüringen.

Familienmitglieder von Michael Hack:
Bei der AWO AJS gGmbH sind Michael Hacks Bruder und sein Stiefsohn beschäftigt. Die Beschäftigung nahestehender Angehöriger wurde dem zuständigen Aufsichtsgremium angezeigt und von diesem genehmigt. Die Beschäftigung der genannten nahestehenden Angehörigen wurde aufgrund anonymer Vorwürfe aus dem Jahr 2016 auch von den Wirtschaftsprüfern geprüft. Es wurden keine unangemessenen Vergütungen oder Vergütungsbestandteile festgestellt.

Konfliktpotenzial mit anderen AWO-Gliederungen:
Der Artikel behauptet, es gäbe zahlreiche Konflikte mit Kreisverbänden. Die AJS sei nur gegründet worden, „um finanzschwachen Kreisverbänden zu helfen und den Fortbestand der Einrichtungen zu sichern“. Tatsächlich seien aber andere Gliederungen systematisch „ausgehölt“ worden. Das ist falsch.

Die AWO AJS gGmbH ist der Rechtsnachfolger des ehemaligen Bezirksverbandes Nordthüringen. Ziel war ein verantwortungsvoller sozialwirtschaftlicher Betrieb von Einrichtungen, nicht „die Rettung finanzschwacher Kreisverbände“. Im Laufe der Zeit wurden durch die AJS tatsächlich auch vor der Insolvenz stehende Gliederungen gerettet bzw. unterstützt. Dadurch konnten nicht nur die Einrichtungen, sondern auch die ehrenamtliche Mitglieder- und Verbandsarbeit bis heute fortgeführt werden. Darüber hinaus entschieden sich einige Kreisverbände dazu, ihre Einrichtungen an die AJS zu übertragen, weil gerade beispielsweise bei kleineren Gliederungen eine eigene Verwaltung wirtschaftlich zunehmend schwierig darstellbar war. Erst danach wurde die AJS wirtschaftlich in diesen Regionen tätig. In diesen Regionen gibt es heute dank der AWO AJS gGmbH eine soziale Infrastruktur mit modernen Angeboten.

In der Vergangenheit gab es unter den Gliederungen der AWO in Thüringen Diskussionen um regionale Zuständigkeiten. In diesem Zusammenhang hat die AWO AJS gGmbH Fehler gemacht. Diese Problematik wurde 2017 durch eine im AWO Landesverband gemeinsam mit den Gliederungen erarbeitete Richtlinie geklärt. Ohne ausdrückliche vorherige Zustimmung der jeweiligen örtlichen Gliederung darf keine AWO-Gliederung auf fremden Verbandsgebiet tätig werden.

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