Der AWO Landesverband Thüringen e. V. hat ein Positionspapier zum Thema Migrationsberatung erarbeitet und auf seiner Homepage veröffentlicht. „Wir schildern die aktuelle Situation der Beratungsstellen für erwachsene und jugendliche Migrant*innen“, so Katja Glybowskaja, Landesgeschäftsführerin der AWO Thüringen. Mit dem Papier ist der AWO-Landesverband an alle Mitglieder des Deutschen Bundestags herangetreten, um im Vorfeld der Wahl am 26. September auf die Bedarfe, insbesondere in Pandemie-Zeiten, und die Schwierigkeiten der Finanzierung der Migrationsberatung aufmerksam zu machen.
Am 26. Juli fand zu diesem Thema ein Gespräch mit der Erfurter Bundestagsabgeordneten und finanzpolitischen Sprecherin der CDU-Bundestagsfraktion Antje Tillmann statt. Gemeinsam mit Theresa Frank (Koordinatorin für die AWO-Migrationsdienste in Thüringen und Leiterin der AWO-Migrationsberatung in Erfurt), Judith Wiedemann (Bereichsleiterin Jugend, Beratung und Bildung beim AWO Regionalverband Mitte-West-Thüringen e. V.) und AWO-Landesgeschäftsführerin Katja Glybowskaja diskutierte sie konstruktiv die Positionen der AWO.
Vor allem die finanziellen Rahmenbedingungen standen auf dem Prüfstand. „Wir erhalten seit Jahren eine unveränderte Pauschal-Refinanzierung für die Migrationsberatungsstellen vom Bund“, so Theresa Frank. „Der Eigenanteil, den die AWO zum Betrieb der Einrichtungen aufbringen muss, ist dagegen zwischen 2017 und 2020 von fünf auf zwanzig Prozent gestiegen.“ Das liege u.a. an gestiegenen Personalkosten und führe dazu, dass für Weiterbildungen, technische Ausstattung oder die Büroraummiete immer weniger Geld zur Verfügung stehe. Hierfür bedarf es Lösungen zur Sicherung der Angebote.
Die Fachexpertinnen berichteten außerdem von den verschärften Bedingungen während der Hochphase der Pandemie. Durch kreative Lösungen wie Beratungen im Park, am Fenster und über moderne Medien blieb der Regelbetrieb der Einrichtungen dank des großen Einsatzes der Mitarbeitenden bestehen. „Die Beratung ist in dieser Zeit viel intensiver geworden, weil die Klient*innen mit psychisch noch belastenderen Problemen zu kämpfen hatten“, berichtet Judith Wiedemann. So wurde pandemiebedingt der Nachzug von Angehörigen ausgesetzt und Duldungen liefen aus, ohne dass eine Verlängerung bei der Ausländer*innenbehörde zeitnah möglich gewesen wäre – diese hatten nämlich nicht selten dauerhaft für den Besucherverkehr geschlossen.
In den Migrationsberatungsstellen für erwachsene Zuwander*innen und den Jugendmigrationsdiensten der AWO in Thüringen beraten 29 Beschäftigte jährlich rund 4.000 Menschen in Fragen der Migration und Integration.