Kein Bundeshaushalt des Respekts

AWO Thüringen übt Kritik am Bundeshaushalt 2024

Die Bundesregierung hat zu ihrem Amtsantritt Respekt, Achtung und Anerkennung als ihre Leitmotive genannt – angesichts des zuletzt veröffentlichten Bundeshaushalts 2024 fehlt das für viele Bereiche der sozialen Arbeit aber massiv. „Die angekündigten Einschnitte, vor allem für die Bereiche Migration und Freiwilligendienste, kritisieren wir scharf“, so Katja Glybowskaja, Landesgeschäftsführerin der AWO Thüringen. „Hier werden Bereiche beschnitten, die unerlässlich für eine funktionierende Gesellschaft sind und jetzt mehr denn je eine gute Finanzierung benötigen.“

Migrationsberatung – Kürzung um 30 Prozent!

Die Migrationsberatung für erwachsene Zuwander*innen (MBE) erwartet Stand jetzt eine Kürzung von rund 30 Prozent – bei steigenden Zahlen von Menschen, die dieses Angebot benötigen! Den Jugendmigrationsdiensten wurden Kürzungen in noch unbekannter Höhe in Aussicht gestellt.

Schon jetzt sind die Beratungsstellen in Thüringen unterfinanziert: Oft ist eine Beratungsfachkraft für mehrere Landkreise zuständig; Tariferhöhungen, Steigerungen der Energiekosten, Materialkosten oder Büromieten berücksichtigt die über den Bund laufende Finanzierung generell kaum. Mit einer Kürzung der Bundesmittel sind auch Stellen- und Stundenreduzierungen verbunden. „Damit verlieren wir hochqualifizierte Beratungsfachkräfte – wertvolle Kolleginnen und Kollegen, die sich bereits jetzt mit Veröffentlichung der Kürzungen Gedanken über ihre Perspektive ab Januar machen“, so Glybowskaja. „Mit dem Abbau von Unterstützungsstrukturen fehlen in der Folge wichtige Anlaufstellen für Migrantinnen und Migranten, die auf dem hiesigen Thüringer Arbeitsmarkt Fuß fassen wollen. Angesichts des schon jetzt herrschenden Fachkräftemangels ist diese Entscheidung nicht nachvollziehbar.“

Respekt Coaches – Streichung!

Ganz eingestellt werden soll das Bundesprogramm Respekt Coaches – für die AWO Thüringen absolut unverständlich. Respekt Coaches arbeiten zum Beispiel über freie Träger wie die AWO an Schulen. Sie führen Demokratieprojekte und Bildungsangebote mit Schulklassen durch und tragen so zur politischen Bildung ohne erhobenen Zeigefinger bei. Dadurch, dass sie keine Lehrkräfte sind, haben sie bei den Schüler*innen eine besondere Akzeptanz. „Ein Ende des Programms bedeutet für viele Schulen ein Ende präventiver Angebote gegen Extremismus unter jungen Menschen. Angebote, die an Schulen dringend gebraucht werden“, so Judith Wiedemann, Landeskoordinatorin für Migrationsberatung bei der AWO Thüringen.

Freiwilligendienste – 78 Mio. Euro weniger!

Massiv fällt die angekündigte Kürzung bei den Freiwilligendiensten aus. Bis zu 78 Mio. Euro weniger werden für FSJ und BFD in Aussicht gestellt. „Freiwilligendienste geben nicht nur berufliche Orientierung“, mahnt Philipp Schweizer, leitender Koordinator des Landesjugendwerks der AWO Thüringen. Die Jugendorganisation der AWO bietet thüringenweit zahlreiche Einsatzstellen für Freiwilligendienstleistende an. „Sie geben Einblicke in die Lebenswelten anderer Menschen, schaffen Empathie, Respekt und geben Raum für zivilgesellschaftliches Engagement.“

Die AWO Thüringen wird gezielt auf die Thüringer Bundestagsabgeordneten aus dem demokratischen Spektrum zugehen und ihre Forderungen und Bedenken vorbringen. Katja Glybowskaja: „Wir kämpfen für eine offene und demokratische Gesellschaft des Zusammenhalts, in der man sich gern engagiert. Und wir wissen um die Notwendigkeit einer guten und durchdachten Zuwanderungsstrategie, die angesichts des demografischen Wandels ein Baustein gegen den wachsenden Personalmangel in vielen Branchen sein muss. Für gute Rahmenbedingungen für unsere Klient*innen und Beschäftigen in diesen und weiteren Bereichen werden wir uns immer energisch einsetzen.“

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