„Sprach-Kitas“ müssen verstetigt werden

AWO Thüringen zur Verlängerung des Bundesprogramms um sechs Monate

Die AWO Thüringen sieht die vom Bund vorgeschlagene die Übergangslösung für das Bundesprogramm „Sprach-Kitas“ kritisch. „Eine kurzfristige Verlegung nach hinten ändert nichts an der Qualitätslücke, die das Programm-Ende hinterlässt“, sagt AWO-Landesgeschäftsführerin Katja Glybowskaja. „Außerdem darf es nicht sein, dass die Gelder für die zusätzlichen sechs Monate aus dem Kita-Qualitätsgesetz entnommen werden – das bedeutet de facto eine Mittelkürzung für die Qualität der Kindergärten.“

Im Sommer war überraschend bekannt geworden, dass das sehr erfolgreiche Programm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ des Bundesfamilienministeriums zum Jahresende 2022 auslaufen soll. Deutschlandweit haben Träger, Pädagog*innen und Eltern dagegen protestiert. Eine Petition an den Deutschen Bundestag wurde von rund 278.000 Bürger*innen unterzeichnet. Nun liegt der Vorschlag vor, die Finanzierung durch das Bundesministerium um sechs Monate fortzusetzen. Die Mittel sollen aus dem Budget des Kita-Qualitätsgesetzes entnommen werden. Ab Juli 2023 müssten die Länder die Fortführung des Programmes dann selbst finanzieren.

Die AWO Thüringen setzt sich seit Bekanntgabe des Programm-Endes stark für eine Verstetigung auf Bundesebene ein. „Es ist ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, dieses so wichtige Programm auslaufen zu lassen“, so Glybowskaja weiter. „Viele Einrichtungen integrieren derzeit Kinder aus der Ukraine und vielen weiteren Staaten, in denen Deutsch nicht die Muttersprache ist. Dazu kommen der Fachkräftemangel und knapp bemessene Personalschlüssel.“ Auch die jüngsten Erkenntnisse aus dem IQB-Bildungstrend sprechen gegen weniger Sprachbildung in Kindergärten.

Rund 60 Kindergärten der AWO Thüringen nehmen am Programm teil, in Deutschland sind es über 7.500 Einrichtungen. Vom Ende des Programmes ist pro Kindergarten eine 20-Stunden-Stelle für eine zusätzliche Fachkraft betroffen, außerdem Personalstellen für Sprach-Fachberatung. „Themen wie alltagsprachliche Bildung, Inklusion oder Digitalisierung können in den Einrichtungen während des Regelbetriebes kaum gezielt bearbeitet werden“, so Sandra Mielke, Sprach-Fachberaterin beim Bildungswerk der AWO Thüringen.  „Das Bundesprogramm bietet Einrichtungen die Möglichkeit, das Team in diesen Themen durch eine zusätzliche Fachkraft zu schulen und somit die Qualität der Arbeit mit den Kindern nachhaltig voranzutreiben.“

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